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Beginn der Entscheidung

Gericht: Oberlandesgericht Stuttgart
Beschluss verkündet am 29.01.2004
Aktenzeichen: 18 WF 11/04
Rechtsgebiete: ZPO, BSGH, UVG


Vorschriften:

ZPO § 114
ZPO § 115
BSGH § 91 Abs. 4
UVG § 7 Abs. 4
1. Wird vom Unterhaltsberechtigten sowohl rückständiger Unterhalt, der gem. § 91 Abs. 4 S. 1 BSHG oder § 7 Abs. 4 S. 2 UVG vom Sozialleistungsträger rückabgetreten wurde, als auch künftiger Unterhalt geltend gemacht, so kann Prozesskostenhilfe in vollem Umfang bewilligt werden.

2. Der Kostenerstattungsanspruch des Berechtigten gegen den Leistungsträger steht der Bewilligung von Prozesskostenhilfe nicht entgegen, wenn der auf die Rückstände entfallende Streitwert gegenüber demjenigen des laufenden Unterhalts nicht wesentlich ins Gewicht fällt.


Oberlandesgericht Stuttgart - 18. Zivilsenat - Familiensenat - Beschluss

Geschäftsnummer: 18 WF 11/04

vom 29. Januar 2004

In der Familiensache

wegen Unterhalts

hier: Prozesskostenhilfe für den ersten Rechtszug

hat der 18. Zivilsenat - Familiensenat - des Oberlandesgerichts Stuttgart unter Mitwirkung

der Vors. Richterin am Oberlandesgericht Roscher-Grätz, des Richters am Oberlandesgericht Dr. Motzer sowie des Richters am Amtsgericht Klosinski

beschlossen:

Tenor:

Auf die sofortige Beschwerde der Antragstellerinnen wird der Beschluss des Amtsgerichts Kirchheim/Teck vom 12.01.2004 (1 F 556/03) abgeändert.

Den Antragstellerinnen wird für den ersten Rechtszug Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlungspflicht bewilligt. Ihnen wird Rechtsanwalt K. als Prozessbevollmächtigter beigeordnet.

Gründe:

Die gem. § 127 Abs. 2 S. 2 ZPO zulässige sofortige Beschwerde der Antragstellerinnen gegen die Versagung von Prozesskostenhilfe für den ersten Rechtszug ist begründet. Die Bedürftigkeit der Antragstellerinnen im Sinne von §§ 114, 115 ZPO kann im vorliegenden Fall nicht unter Hinweis auf die Eintrittspflicht der Sozialleistungsträger für die Verfahrenskosten verneint werden.

Hinsichtlich des Kindesunterhalts übersteigt der geltend gemachte Monatsbetrag von 249,00 € den gezahlten Unterhaltsvorschuss von 164,00 € nicht unerheblich. Dies beruht darauf, dass bei der Zahlung von Unterhaltsvorschuss das hälftige Kindergeld auf den Regelbetrag angerechnet wird, weil § 1612b Abs. 5 BGB hier keine Anwendung findet. Soweit für J. ein Unterhalt geltend gemacht werden soll, der über die Zahlungen der Unterhaltsvorschusskasse hinausgeht, kommt ein Anspruchsübergang und - nach Rückabtretung - eine Kostenerstattungspflicht von vornherein nicht in Betracht.

Ein Kostenerstattungsanspruch gegen den Sozialleistungsträger besteht ohnehin nur dann, wenn die Aktivlegitimation des Leistungsbeziehers im Verhältnis zum Unterhaltsschuldner auf einer Rückabtretung übergegangener Ansprüche beruht. Die Rechtshängigkeit der Unterhaltsklage wird jedoch die Konsequenz haben, dass auch bei Weiterbezug von Unterhaltsvorschuss die Antragstellerin Ziff. 2 ihre Aktivlegitimation behält (§ 265 Abs. 2 ZPO; hierzu Thomas/Putzo/Reichold, § 265, Rn. 8). Von diesem Zeitpunkt an bedarf es keiner Rückabtretung mehr, damit entfällt der Anknüpfungspunkt für die Übernahme der Rechtsverfolgungskosten durch die Unterhaltsvorschusskasse gem. § 7 Abs. 4 S. 3 UVG.

Entsprechendes gilt für die Geltendmachung des Unterhaltsanspruchs der Antragstellerin Ziff. 1 gem. § 91 Abs. 4 S. 2 BSHG. Zwar dürften hier die in der Vergangenheit gezahlten Sozialhilfeleistungen den geltend gemachten nachehelichen Unterhalt übersteigen. Allerdings liegen Unterhaltsrückstände im Sinne von § 17 Abs. 4 GKG nur in bescheidenem Umfange vor (Monate November und Dezember 2003). Diese zusammengerechnet 518,00 € fallen gegenüber dem Streitwert des laufenden Unterhalts (12 x 259,00 € = 3.108,00 €), hinsichtlich dessen die Aktivlegitimation der Antragstellerin Ziff. 1 nicht auf der Rückabtretung beruht, nicht wesentlich ins Gewicht. Deswegen erscheint eine Aufteilung der Kostentragungspflicht bei der Rechtsverfolgung zwischen dem Kreissozialamt (für Rückstände) und Antragstellerin Ziff. 1 (für laufenden Unterhalt) nicht angezeigt.

Weil die hinreichende Erfolgsaussicht der beabsichtigten Rechtsverfolgung (§ 114 ZPO) bei der im PKH-Prüfverfahren gebotenen summarischen Betrachtungsweise nicht zweifelhaft erscheint, ist den Antragstellerinnen wie beantragt Prozesskostenhilfe für den ersten Rechtszug zu bewilligen. Dem Unterhaltsschuldner wurde bereits in erster Instanz Gelegenheit zur Stellungnahme zum Gesuch der Antragstellerinnen gegeben.

Ende der Entscheidung

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