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Gericht: Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen
Beschluss verkündet am 30.06.2009
Aktenzeichen: 19 B 801/09
Rechtsgebiete: BGB, SchulG NRW
Vorschriften:
BGB § 242 | |
SchulG NRW § 2 Abs. 3 | |
SchulG NRW § 3 Abs. 2 | |
SchulG NRW § 29 Abs. 2 | |
SchulG NRW § 42 Abs. 5 | |
SchulG NRW § 43 Abs. 3 | |
SchulG NRW § 46 Abs. 1 | |
SchulG NRW § 65 Abs. 2 Nr. 1 |
2. Die Schulleitung darf die Aufnahme eines Kindes in die weiterführende Schule von der Einverständniserklärung der Eltern abhängig machen, ihr Kind am koedukativen Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen, soweit dieser zu den Unterrichtsvorgaben nach § 29 Abs. 1 oder 2 SchulG NRW gehört.
3. Es verstößt regelmäßig gegen den Grundsatz von Treu und Glauben, wenn die Eltern einer Schülerin, die sich bei der Anmeldung ihrer Tochter mit koedukativem Schwimmunterricht einverstanden erklärt haben, einen Befreiungsantrag nach § 43 Abs. 3 SchulG NRW stellen.
Tatbestand:
Die 11-jährige muslimische Antragstellerin zu 1. besucht ein Gymnasium. Vor ihrer Aufnahme in das Gymnasium führten ihre Mutter, die Antragstellerin zu 2., und die Schulleiterin, die Antragsgegnerin, ein längeres Aufnahmegespräch. Die Schulleiterin wies die Mutter darauf hin, dass eine Mitschülerin beim Schwimmunterricht eine spezielle Schwimmkleidung trüge. Daraufhin unterschrieb die Mutter die Erklärung, sie sei mit der Teilnahme ihrer Tochter am Schwimmunterricht "mit spezieller Kleidung" einverstanden. Im Januar 2009 beantragten die Eltern aus religiösen Gründen die Befreiung ihrer Tochter vom Schwimmunterricht, ohne dabei auf die anderslautende frühere Erklärung einzugehen. Die Schulleiterin lehnte den Antrag ab. Der Antrag der Antragsteller auf Erlass einer einstweiligen Anordnung blieb in erster Instanz erfolglos. Das OVG wies ihre Beschwerde zurück.
Gründe:
Die Antragsteller haben keinen Anspruch auf Befreiung der Antragstellerin zu 1. vom Schwimmunterricht glaubhaft gemacht. Einem Befreiungsanspruch gemäß § 43 Abs. 3 SchulG NRW steht im vorliegenden Fall (schon) der Grundsatz von Treu und Glauben (§ 242 BGB) entgegen. Die Geltendmachung eines Befreiungsanspruchs verstößt materiell-rechtlich gegen den Grundsatz von Treu und Glauben, wenn die Eltern einer minderjährigen Schülerin bei der Anmeldung ihres Kindes zu einer weiterführenden Schule sich damit einverstanden erklärt haben, dass ihr Kind am Schwimmunterricht der Schule teilnimmt, und nach Abgabe dieser Erklärung kein beachtlicher Sinneswandel oder eine sonst relevante Änderung der Verhältnisse eingetreten ist, die ein Festhalten an der Einverständniserklärung als unzumutbar erscheinen lässt. So liegt es hier.
Die Teilnahme der Antragstellerin zu 1. am Schwimmunterricht der besuchten Schule war nach dem Schreiben der Antragsgegnerin an die Bezirksregierung "Gegenstand eines längeren Gespräches" zwischen ihr und der Antragstellerin zu 2. im Rahmen des Antrags auf Aufnahme in die besuchte Schule. Die Antragsgegnerin hatte die Antragstellerin zu 2. darauf hingewiesen, dass eine Mitschülerin "eine spezielle körperbedeckende Kleidung anzöge". Die Antragstellerin zu 2. sei "damit dann auch einverstanden" gewesen. Ihrer schriftlichen Einverständniserklärung ist der handschriftliche Zusatz, Teilnahme am Sport- und Schwimmunterricht "mit spezieller Kleidung", hinzugefügt worden. Diese Einverständniserklärung wirkt nach den Grundsätzen der Anscheinsvollmacht auch für den Vater der Antragstellerin zu 1. und damit auch für sie selbst. Anhaltspunkte dafür, dass sich nach Abgabe der Einverständniserklärung eine Änderung ergeben hat, die ein Festhalten an der Einverständniserklärung als unzumutbar erscheinen lässt, sind auch in dem zum vorliegenden Eilverfahren eingereichten Schriftsatz der Prozessbevollmächtigtender Antragsteller, den das Verwaltungsgericht dem Senat übersandt und den der Senat als Beschwerdebegründung versteht, nicht substantiiert vorgetragen worden oder sonst erkennbar.
Es ist auch nicht ersichtlich, dass die Antragsgegnerin die in ihrem Ermessen stehende Aufnahme der Antragstellerin zu 1. (§ 46 Abs. 1 SchulG NRW) fehlerhaft von der Abgabe der Einverständniserklärung der Antragstellerin zu 2. abhängig gemacht hat. Die Einholung einer solchen Einverständniserklärung ist insbesondere dann nicht zu beanstanden, wenn sie dem Zweck dient, im Interesse der Verpflichtung zur partnerschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern (§ 2 Abs. 3 Satz 2, § 42 Abs. 1 Satz 2 SchulG NRW) und einer störungsfreien Erziehung und Bildung in der Schule die Eltern und ihr minderjähriges Kind bereits bei der Aufnahme des Kindes auf die Einhaltung des im Schulprogramm vorgesehenen koedukativen Schwimmunterrichts zu verpflichten. Die Schule kann im Rahmen ihres von der Schulkonferenz (§ 65 Abs. 2 Nr. 1 SchulG NRW) zu beschließenden Schulprogramms (§ 3 Abs. 2 SchulG NRW) schuleigene Unterrichtsvorgaben bestimmen (§ 29 Abs. 2 SchulG NRW). In diesem Rahmen kann sie auch einen für alle Schülerinnen und Schüler verbindlichen koedukativen Schwimmunterricht vorsehen. Das ist hier bei summarischer Prüfung der Fall. Das Gymnasium hat offenbar auf der Grundlage ihres auf der Website der Schule nicht vollständig abgedruckten Schulprogramms unter anderem ein "Schulinternes Curriculum Sport" beschlossen. Danach ist in den Klassen 5 und 6 koedukativer Sportunterricht vorgesehen. Hierzu gehört auch der Schwimmunterricht als Teil des Faches Sport.
Selbst wenn der koedukative Schwimmunterricht nicht Bestandteil der verbindlichen schuleigenen Unterrichtsvorgaben im Schulprogramm sein sollte, ist die Einholung der Einverständniserklärung der Antragstellerin zu 2. nicht zu beanstanden. Nach § 42 Abs. 5 SchulG NRW sollen sich Schule, Schülerinnen und Schüler und Eltern auf gemeinsame Erziehungsziele und -grundsätze verständigen und wechselseitige Rechte und Pflichten in Erziehungsfragen festlegen. In diesem Sinne ist auch die Einverständniserklärung der Antragstellerin zu 2. zu verstehen. Sie hat sich in dem Aufnahmegespräch mit der Antragsgegnerin darauf verständigt, verbindlich festzulegen, dass die Antragstellerin zu 1. - unter anderem - am koedukativen Schwimmunterricht "mit spezieller Kleidung" teilnimmt. Eine solche Verständigung zwischen der Schule und den Eltern einer minderjährigen Schülerin oder eines minderjährigen Schülers bereits bei der Entscheidung über die Aufnahme in eine weiterführende Schule ist unter Ermessensgesichtspunkten und auch sonst nicht zu beanstanden, weil sie für die am Schulverhältnis Beteiligten Klarheit über die Erziehungsziele und -grundsätze in der Schule sowie (auch) über konkrete Pflichten von Eltern und Schülern schafft und dadurch die schulische Erziehungs- und Bildungsarbeit von möglichen künftigen (Rechts-) Streitigkeiten entlastet.
Ende der Entscheidung
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